Das Projekt „Orient-Digital“

Alte Kataloge in neuem Gewand

Seit Sommer 2020 läuft unter Leitung der Staatsbibliothek zu Berlin, zusammen mit der Forschungsbibliothek Gotha, der Bayerischen Staatsbibliothek München und dem Universitätsrechenzentrum Leipzig das Projekt mit dem Arbeitstitel „Orient-Digital“.

Hierbei handelt es sich um ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördertes, zunächst auf drei Jahre hin ausgelegtes Projekt zum Aufbau eines Verbundkatalogs und eines neuen Portals für orientalische Handschriften innerhalb Deutschlands. Die zentralen Ziele des Projektes sind die Etablierung gemeinsamer Erschließungsstandards, die Konvertierung gedruckter Kataloge in elektronische sowie die Zusammenführung aller bestehenden elektronischen Nachweise in einem zentralen System.

Die Projektteams von „Orient-Digital“ haben zwischen Juni (Gotha), August (Berlin, Leipzig) und September (München) ihre Arbeit aufgenommen. Insgesamt sind an den verschiedenen Standorten 8 Projektmitarbeiter*innen beschäftigt, die von festangestellten Kräften unterstützt werden.

Wertvolle Bestände und Erschließungsdaten sichtbarer machen

Wissenschaftliche Bibliotheken in Deutschland beherbergen umfangreiche und vielfältige Sammlungen orientalischer Handschriften. Sie sind wesentlicher Bestandteil des schriftlichen Welterbes und als Primärquellen für verschiedene Wissenschaften von höchster Bedeutung. Im internationalen Vergleich ist die bereits erreichte Qualität der wissenschaftlichen Erschließung der Bestände in Deutschland relativ hoch. Für die internationale Forschung ist heute allerdings von Nachteil, dass die historischen und neueren gedruckten Kataloge sowie die Nachweise in lokalen Bibliothekssystemen und isolierten Datenbankanwendungen oftmals nur schwer zugänglich sind.

Das neue Förderprojekt soll diese Situation verbessern, indem die Metadaten arabischer, persischer und osmanisch-türkischer Handschriften in die Datenbank „Orient-Digital“ eingebunden, sowie – soweit bereits vorhanden – Verknüpfungen zu Digitalisaten erstellt werden.

Kooperationspartner deutschlandweit

Im Rahmen des Projektes sollen aber nicht nur die großen Sammlungen der oben genannten Antragssteller berücksichtigt werden. Das Ziel ist es, auch kleineren Sammlungen die Infrastruktur zu bieten, ihre Bestände im fachlichen und materialspezifischen Kontext zu präsentieren. Aktuell existieren Kooperationen mit über 25 weiteren Institutionen. Interessierte Einrichtungen sind herzlich eingeladen, Kontakt aufzunehmen.

Unter www.orient-digital.de sind derzeit die Bestände der Staatsbibliothek zu Berlin einsehbar; nach dem Launch der Portal-Anwendung im ersten Halbjahr 2021 werden unter dieser URL alle Bestände zugänglich sein. Mit Abschluss des Projektes sollen die Nachweise zu ca. 22.000 Handschriften im Portal zu finden sein. In einer zweiten Projektphase ist das Einbinden weiterer asiatischer und afrikanischer Sprachgruppen geplant.

Retro-Konvertierung und Normierung

Grundlagen der Retro-Konvertierung bilden die gedruckten Kataloge der großen und kleineren Sammlungen. Dies sind im Fall von Berlin 10 Bände für die arabischen Handschriften von Wilhelm Ahlwardt (erschienen von 1887 bis 1899), sowie je ein Band zu den persischen und osmanisch-türkischen Handschriften von Wilhelm Pertsch (erschienen 1888 und 1889). Von Pertsch stammen auch die Kataloge der Gothaer Bestände an arabischen, persischen und osmanisch-türkischen Handschriften (erschienen zwischen 1859 und 1893). Die Handschriften der BSB sind im Katalog von Joseph Aumer erfasst (erschienen 1866). Allen Katalogen gemeinsam sind die hohen Erschließungsstandards, die bis heute beispielhaft sind.

Auch die Daten von KOHD Digital werden nach Ende dieses Projektes (2022) in das neue Portal integriert und damit für die Nutzer dauerhaft verfügbar gemacht.

Von zentraler Bedeutung bei der Erfassung der Katalogdaten ist die Normierung der Personendatensätze und deren Abgleich mit den Einträgen in der Gemeinsamen Normdatei (GND).

MyCoRe-Datenbank

Die IT-Infrastruktur der vorhandenen elektronischen Nachweise orientalischer Handschriften wird vom Universitätsrechenzentrum Leipzig angepasst, um einen optimalen Datenaustausch zu ermöglichen und um allen interessierten Einrichtungen mit Sammlungen orientalischer Handschriften zukünftig zur Nutzung offen zu stehen. Dazu wird in Harmonisierung der derzeit unterschiedlichen Nachweissysteme und Datenmodelle eine zentrale Portallösung mit gemeinsamem Index aufgebaut, in die vereinheitlichte Daten weiterer externer Systeme integriert werden können.

Die Aktivitäten werden in enger Abstimmung mit dem ebenfalls von der DFG geförderten Handschriftenportal durchgeführt, um eine größtmögliche Vereinheitlichung der technischen und bibliothekarischen Standards zu erreichen.

Recherche in den Beständen

Die Bestände der Projektpartner in Gotha, Leipzig und München sind bis zum Launch des neuen Portals unter folgenden Links recherchierbar:

Forschungsbibliothek Gotha:

Universität Leipzig:

Bayrische Staatsbibliothek, München:

Schematische Übersicht des zukünftigen Portals

Orient Digital Übersicht